Borussia Dortmund gegen Juventus Turin, Fahrtenbericht vom Schiri (Simon S.): Gran Torino!
Zunächst einmal bevor Jemand nicht über das Lesen der ersten zwei Zeilen dieses Fahrtenberichts hinaus kommt, weil er mit einem Schiedsrichter und dem Spiel in Turin nichts Gutes assoziiert: Ja, der Schiedsrichter war in diesem Spiel verdammt schlecht und nein, ich kenne Ihn nicht persönlich um Beschwerden weiter zu geben. Aber dazu später mehr.
Erstmal musste die Gruppe Suto in die italienische Stadt Turin kommen. Da die Gruppe an den Finger abzuzählen war (Annika, Borchi, Finnes, Hoppe, Katja Grey und meine Wenigkeit) stellte sich zuerst die Frage der Anreise. Durch die Wetterlage war es zwangsläufig so, dass eine Bullitour ausfiel, da wohl niemand gern bei schlechtem Wetter die Alpen überquert. Hoffentlich klappt es bei einer der nächsten Touren, da diese Art der Anreise immer was Besonderes bis jetzt zu bieten hatte. So wurden also Flüge gebucht und ein vier Tages Trip von Sonntag bis Mittwoch geplant.
Am Flughafen mitsamt Flug passierte nichts spektakuläres, dass man Erzählungen zur Anreise bis zum Mailänder Flughafen gerne überspringen kann. Einzig erwähnenswert an dieser Stelle sei einzig Borchi, der mal wissen wollte, wie es um meine Muttersprache stünde, nach dem eine Gruppe Borussen am Gate gebärdete. Dazu muss man wissen, dass ich 2013 einen Hörsturz erlitt und seit dem schwerhörig bin. Nun ja, ich konnte ihm antworten, dass ich ein paar Brocken dieser lebendigen Sprache kann, sowie er Teile unserer Muttersprache beherrscht.
Da wir einen Flug von Frankfurt-Hahn nach Mailand buchten, mieteten wir zwei Kleinwagen um von Mailand nach Turin zu kommen. Ich verspreche euch, es gibt nichts angenehmeres, als Nachts um 22:30 Uhr mit Italienern auf Italienisch, denn Englisch ist wohl wortwörtlich ein Fremdwort in Italien, einen Mietwagen entgegenzunehmen. An dieser Stelle sei auch ein Dank an Katja zu richten, die mit ihrer „No-Limit“ Kreditkarte Selbstbeteiligungen beider Autos stemmen konnte, von denen bei Buchungen keine Rede war. Mit einem Shuttle-Bus ging es an den gefühlt zwei Minuten entfernten Parkplatz der Autovermieter. Dort nahmen wir die Schlüssel der Autos von unserem liebegewonnen Sergio entgegen. Da auch hier natürlich auf Italienisch alles erklärt wurde, nickten wir eifrig alles ab um letztendlich um 12 Uhr am Hotel anzukommen und rechtzeitig einzuchecken zu können. Eine Frage stellte sich dann doch noch: Wo war das Navigationssystem? Zwar gebucht aber doch nicht gebucht, wenn ich das meinen Italienisch-Englisch Kenntnissen so entnehmen konnte, standen wir da und waren erst mal angefressen. Katja und ich waren in einem Hotel und die anderen hatten Zimmer in einem anderen Hotel gebucht, nachdem die Zimmerreservierung eine Woche vor Reiseantritt beim ersten Hotel nicht mehr im System war. Zwar hätten wir leicht der anderen Gruppe bis Mailand hinterhersausen können, da die ein Navi hatten, aber da man in unterschiedlichen Hotels untergebracht war und die Zeit drängte, gestaltete sich ein Problem. Natürlich zauberte Sergio in diesem Moment die Idee hervor sein privates Navi für den Aufenthalt in Italien nutzen zu dürfen. Natürlich gegen einen kleine Nutzungsgebühr. Letztendlich muss man sich fragen: War das Zufall oder nicht das erste mal? Nun waren wir wirklich in Italien angekommen. Da wie gesagt die Zeit drängte gingen wir auf das Angebot ein und fuhren mit beiden Autos um 23 Uhr los. Die folgende Fahrt werde ich in meinem Leben wohl nie vergessen. Mit Katja Grey am Steuer und ich als Co-Pilot, mit dem Navi von Sergio auf dem Schoß, mussten wir die Strecke in einer Stunde bewältigen. Wer jetzt mal kurz bei Google Maps die Route nachschaut, sieht, dass die Strecke ehr an die zwei Stunden benötigt. Ich verrate schon mal das Ende der Anreise ans Hotel. Wir kamen um 23:59 Uhr an. Jeder kann sich vorstellen wie wir über Autobahnen und durch Turiner Innenstadt gebraust sind. In Deutschland am ersten Abend schon Führerschein entzogen, hatten wir uns in Italien lediglich warm gefahren. An einem Polizeistreifenwagen mit 80 durch die Innenstadt bei einer Straßenfläche, die wirklich nur für den Kleinwagen den wir gemietet hatten konzipiert war, ohne eine Reaktion. Unsere Reaktion auf das rechtzeitige Erreichen des Hotels war es erstmal eine Pizza am angrenzen Hotel zu verspeisen.
Den nächsten Tag verbrachten wir ziemlich gemütlich. Nachdem wir paar Einkäufe tätigten und die Stadt drei Meter vor dem Hotel erkundeten, schlossen wir gegen Mittag zur anderen Gruppe auf. Die erste größere Gruppenaktion war es erstmal vernünftig italienisch Mittagessen zu gehen und so beschlossen wir in einem riesigen Einkaufszentrum, in dem das Hotel der zweiten Gruppe inkludiert war, in ein Old Wild West einzukehren. Mit vollem Magen ging es dann noch in eine Spielhalle in der Finnes so viele Gewinnsticker auf einmal gewann, dass man die Dinger locker einmal quer durch die gesamte Spielhalle hätte auslegen können. Respekt! Danach machte sich die Gruppe auf den Weg die Stadt im Abendlicht zu erkunden und damit meine ich natürlich die Kneipenszene. Bei einem Bier und vier Tellern Appetithäppchen ließ es sich gut plaudern und der Kollege Finnes lernte doch direkt mal das Turiner Stadtvolk näher kennen. Bei ein paar Fotos mit Einheimischen und der gesamten Gruppe wollte unser Weltenbummler auch seine italienischen Sprachkünste verfeinern und prompt ein Fan Lied lernen. Von einem Napoli Fan. Das Lied ist natürlich nicht ganz jugendfrei, hatte aber die ganze Tour über gerockt und uns alle immer mal wieder zum schmunzeln verleitet. Nachdem es dann weiter ging und man die nächste Kneipe suchte, traf man auf das Shamrock Inn. Eine Kneipe, die sich auf den BvB spezialisiert hatte. Mit 10€ für drei Bier hatte der Laden, der wohl über drei bis vier tage dauerbesetzt wurde, das Geschäft seines Lebens gemacht. Drinnen fühlte man sich auch sofort wohl und fühlte beim Anstimmen aller erdenklichen Lieder Pokalfeeling. Im Pub traf man alte bekannte z.B. die Degens oder traf zum Teil auch völlig neue Leute. Und wie es bei Saarländer im Ausland ist, auch Saarländer; aus Illingen. Ich für meinen Teil konnte neue Kontakte zum Deaf (englisch für taub) BvB Fanclub knüpfen, die interessante Geschichten über erlebte Touren zu berichten hatte. Und in den letzten Jahren alle CL-Touren mitmachten (außer Donzek wegen Kartenproblematik). Für mich wieder ein klasse Beweis, dass Behinderung keine Endstation ist! Nachdem man dann doch gut einen im Tee hatte und am nächsten Tag das Spiel ja doch im Stadion verfolgen wollte, zog man sich um ca. drei Uhr in die Hotels zurück. Eine kleine Randbemerkung an dieser Stelle: Ein doch eher Bekannter Vorsänger (Oliver R.) wurde hin und wieder etwas beschwipst erkannt und am nächsten Tag zum und am Stadion nicht wirklich mehr gesehen. Ich tippe mal auf eine Erkältung.
Dann war es soweit. Der Spieltag war da und wer schon mal Cl-Auswärtsfahrten mitgemacht hat, weiß, dass es ganz besondere Spiele werden können und war somit schon ein bisschen geil auf das Spiel. Vor allem, weil es gegen die alte Dame ging und die letzte Begegnung in der Champions League wohl unvergessen bleibt. Die Ausgangslage war schwierig. Man ging als Außenseiter in die Partie. Juve präsentierte sich durch offensiv starke Spieler wie Vidal oder Pogba in den letzten Wochen sehr angriffslustig in den Pflichtspielen auftrat. Selbst hatte man zwar die letzten drei Partien gewonnen, wirklich sicher und routiniert sah das aber noch nicht aus. So war also die Devise vielleicht einen Punkt aus Torino zu entführen und das am besten noch mit einem Auswärtstor. Mehr wäre mal wieder der Dortmunder Zauber gewesen. Zunächst fuhren Katja und Ich Finnes zu seinem Hotel, da er die Nacht doch lieber aus Trunkseligkeit bei uns verbringen wollte. Die Autofahrt war mal wieder eine Entspannungstherapie für sich. Egal ob Fußgänger, Autofahrer oder Fahrradfahrer Jeder fährt für sich und das Motto gilt: Wer zuerst kommt, malt zuerst. Zum Beispiel wenn man mal im Kreisel zwei Spuren auf einmal nimmt um abzufahren oder den Krankenwagen mit Blaulicht stehen lässt. Doch am besten gefielen mir die Zebrastreifen, die über eine vierspurige Hauptstraße gezogen worden, ohne Zwischeninsel. Wenn man so vier Tage durch eine italienische Großstadt fährt, schätzt man ein bisschen mehr Regelland Deutschland. Die Gruppe traf sich schon um vier Uhr beim allgemeinen Treffpunkt um mit den Shuttle Bussen zum Stadion zu fahren, die ab halb sechs losfahren sollten. Da die ersten Shuttle Bussen schon ab fünf Uhr losdüsten, stiegen wir mit ein. An der Stelle sei gesagt, dass es schon etwas kurios ist gute vier Stunden vor Spielbeginn zu einem Spiel aufzubrechen, zu der man eine Anfahrtszeit von 20 Minuten hat. Aber mit der italienischen Polizei und Sicherheitspolitik rund um Fußballspiele ist nicht zu spaßen. Das merkte man auch als wir im dicht gedrängten Bus über holprige Straße mit Polizei Konvoi mit Blaulicht durch die halbe Stadt fuhren und mindestens einen motorisierten Polizisten zu jeder Zeit in Augenschein nehmen konnte. Am Stadion wurde man von den Polizisten freundlichst mit gezogenem Schlagstock, Schutzhelm und Schild begrüßt. Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte man meinen können, wir waren in Bürgerkriegshandlungen verstrickt. Am Stadion angekommen wurde man in einem Vorplatz geführt und zwischen geschlossenem Tor und Sicherheitskontrollen erst einmal „eingesperrt“. Ohne Toiletten musste man darauf warten die Einlasskontrollen über sich zu ergehen. Wenigstens war das Panorama ganz schön mit Alpen am Horizont. Als nächstes durfte man erst einmal zeigen, dass die Karte personalisiert war. Danach ging es an einer zweiten Kontrollstelle zur Körpervisite und bei einer dritten Stelle durfte man nochmal beweisen, dass die Karte auch ein Original ist. Ins Stadion durfte auch nichts mit hingenommen werden, was nicht an der Kleidung angenäht war oder vielleicht doch noch den Anschein erweckte, dass es sich um ein unverzichtbaren Wertgegenstand handelt. Raucher wurden von Feuerzeugen erlöst und suchten verzweifelt unter einander nach einem Glücklichen, der ein Feuerzeug ins Stadion rein schmuggeln konnte. Fazit von dieser Tortur ist es, dass ich mich ehr als Schwerverbrecher als Fußballfan gefühlt habe. Wer das mit gemacht hat, kann glaub ich zustimmen, dass wir froh sein können in Deutschland ein lebendige Fankultur zu haben, die gegen Maßnahmen wie ein „Sicherheitskonzepts“ zu protestieren und damit letztendlich Eingriffe in Privatsphäre des Einzelnen. Nachdem wir dann noch 1 ½ Stunden in der Kälte auf das Warmmachen der Borussia bei alkoholfreiem Bier und labbriger, kalten Pizza warteten, konnte man ganze eifersüchtig werden, nicht auch eine Runde drehen zu dürfen.
Jetzt kommen wir zu einem Abschnitt auf den vielleicht der eine oder andere wartete: Das Spiel mit seinen Fehlentscheidungen. Zunächst mal möchte ich erwähnen, dass was passierte, was ich davor noch nie sah. Zum Warmmachen der Mannschaften gesellte sich natürlich auch das Schiedsrichtergespann. Als diese dann beim Warmlaufen auf die Gästekurve zukamen, gab es gegenseitigen Applaus. Wer da als erstes angefangen hat (gefühlt ich), kann ich gar nicht mehr Revue passieren lassen. Die Aktion fand ich bemerkenswert. Die Fans begrüßten auch das Gespann als Sportler die ebenfalls an dem Spiel teilnahmen, ja leiteten. Also sind Schiedsrichter wohl doch nicht nur Freiwild. So geht Fußball! Der gegenseitige Respekt, auch wenn man nicht im gleichen Lager verkehrt. Nun zu unerfreulichen Dingen. Das Foul an Pizu war natürlich eine rote Karte. Wer von hinten in die Beine grätscht ohne eine Chance auf den Ball, hat auf dem Platz nichts zu suchen! Zumal der Spieler verletzt auch noch ausgewechselt werden musste. Ich will die Leistung des Schiedsrichtergespanns nicht schön reden. Das kann das Spiel natürlich noch mal ändern. Jammern bringt aber auch nichts im Fußball und man muss schlussendlich die Schiedsrichterentscheidung hinnehmen. Der Kamerad kann auch einfach mal einen schlechten Tag haben wie Ihn jeder Leistungssportler hat. Letztendlich haben wir die zwei Dinger hinten ganz alleine kassiert und so ging dann auch das Endergebnis, nachdem Marco zwischenzeitlich ausgeglichen hatte, von 1:2 irgendwo in Ordnung. Damit ist noch alles offen für das Rückspiel!
Nachdem wir dann die Blocksperre überstanden hatten, ging es dann mit dem Buskonvoi und gleichen Aufwand zurück zur Sammelstelle. Natürlich mit Blaulicht und motorisierter Polizei. Die Jungs verstehen was von einer Show und mögen dafür vor allem blaues Licht. Man einigte sich darauf in die Betten zu gehen und sich morgen am Flughafen wieder zu sehen.
Am nächsten Tag ging es dann wieder nach Mailand und darum den Mietwagen wieder abzugeben. Da man auch zwischenzeitlich ein Knöllchen fürs Falschparken mitgeholt hatte, war klar, dass die Abgabe wieder ein Spaß für sich sein würde. In Mailand wieder angekommen, musste der Wagen erstmal wieder voll getankt werden. Für Schlappe 1,74 €/Liter war man gut dabei. Nur leider boten die Tankstellen in der Gegend Automaten mit ausschließlich Barzahlung an und wir hatten ja so ziemlich alles im Shamerock Inn liegen lassen. So mussten wir also an der Autovermietung erstmal nachfragen, wo es eine Tankstelle gäbe, die mal eine Kreditkarte nehmen würde.
Freundlicherweise half uns da Herr Albrecht Commandante. Ehemaliger Fallschirmspringer aus Kuba, der uns seine deutschen Wurzeln und Lebensgeschichte etwas näher brachte, als er uns zu einer entsprechenden Tankstelle fuhr. Später konnten wir noch seine Medaillen Sammlung begutachten. Geschichten und Begegnungen die nur ein Europapokal Tour aufweisen kann. Nachdem die Abgabe des Wagens dann getätigt war und Sergio sein Navi wieder erhielt, machten wir uns nach einem halben Tag am Flughafeneinkaufszentrum auf dem Weg zum Gate für den Rückflug. Dort traf man sich wieder in der großen Gruppe und reiste zusammen wieder zurück nach Deutschland.
Zum Schluss kann man sagen, dass es eine absolut erlebnisreiche Tour war und sich alle mal gelohnt hat. An dieser Stelle Danke an Stephan, der Fahrten wie diese immer wieder durch Kartenbesorgung durch den Fanclub bis hin zur Reiseplanung möglich macht. Zumal es vielleicht das letzte Mal war, dass es für längere Zeit zu einer Europapokal Tour kam. Aber in die Röhre müssen wir noch nicht schauen. Am 18.03 kommen die Italiener erstmal zu uns und dann holen wir uns den Heimsieg, indem wir das Westfalenstadion zu einem Hexenkessel machen.
In diesem Sinne:
Forzà BvB!
Mit schwarzgelben Grüßen
Schiri