Wie wir in die Glückseligkeit hineinrutschten und die Abschiedstournee immer lauter und immer weiter ging!!!
Ja, wo soll ich anfangen bei diesem Fahrtenbericht und der dabei auftretenden Gänsehaut, wenn ich nochmal daran denke? Am besten am Anfang. Für die Fahrt in den roten Süden machte sich vom Fanclub Support together eine Gruppe per Zug und Übernachtung auf den Weg. Da mir das aber zu lasch war, formierte sich eine zweite kleine Gruppe und bestritt die Anreise mit meinem Auto, die sich nach Spielende direkt wieder auf den Weg ins Saarland begab. Mit mir als Fahrer. Warum zu lasch? Keine gute Auswärtsreise hat nicht mindestens zehn Stunden Fahrzeit an einem Tag vor sich. Ist doch klar. Mit im Auto saßen Nicole Seibert und zwei Fanclub Größen: Carsten Scherer, Aka Casi, und El Presidente höchst persönlich. Mir war also klar, dass ich wichtige Fracht mit an Board hatte. Nachdem ich halbtags auf der Arbeit absetzte, ging es nach Heusweiler und die Abfahrt in die bayrische Hauptstadt begann pünktlich um 13:00 Uhr. Auf der sechs stündigen Autofahrt war dann mal genügend Zeit sich wieder auszutauschen und gemütlich in den Fußballtag mit paar Bierchen zu starten. Irgendwann wurde die kollegiale Stimmung genau wie die Wolken immer düsterer, als man mehr und mehr Rote auf dem Weg sah und einem bewusst wurde, dass es gegen die Buyern tatsächlich heute auch noch auswärts gehen musste. Höhepunkt war das Aufeinandertreffen mit paar Seppels auf einem Parkplatz. Wie man immer vermutete, war der Anhang so selbstbewusst wie ein angeschossenes Reh, wenn man sich gegenüber stand. Sobald wir zur Weiterfahrt im Auto saßen und schon fast auf der Autobahn wieder waren, hörte man Rufe und Gegröle. Natürlich. Unser Frontmann Casi, der das Fenster runter setzte und direkt die passende Antwort mit Gestik und nicht jugendfreien Wortschatz parat hatte. Im Rückspiegel sah man nur noch verdutzte Gesichter. Das muss gesessen haben! Im gleichen Augenblick hört man nur ein Poltern und Knallen. Haben die Idioten etwa an meinen geliebten Corsa eine Bierflasche geworfen? Nein, die simple Antwort war, dass unser Hobbypöbler Casi einfach eine Bierflasche auf dem Auto vergessen hatte und diese beim losfahren nach hinten auf den Boden fiel. Auf die Auffahrt. Die Jungs wollten einfach nur warnen, dass da noch ein Stubbi auf dem Dach stand. Casi, der die Welt nicht mehr verstand, versuchte unter unserem Gejohle die letzten Minuten aufzuarbeiten, wie und wer die Flasche ihm auf dem Dach untergejubelt hat. Natürlich versuchten wir so schnell Abstand von der Truppe zu bekommen wie es nur geht, da der Schäm Faktor bei ungefähr 9000 lag. Ob die Truppe überhaupt an dem Tag zum selben Spiel anreisen konnte, war für uns nicht schlüssig zu klären, da die Auffahrt ja doch mit Scherben wie eine gute Pizza belegt war. Casi wollte sich für diesen Fauxpas am liebsten sogar bei den Bayern Fans entschuldigen. Das das auch mal im Leben passiert, hätte er sich auch nicht zum Träumen gewagt. Kam aber nach kurzer Bedenkzeit zum Schluss, dass sich das für die hundert Male zuvor und danach mit dem Kontakt dieser Spezies ausgleicht.
Die letzten, dutzenden Kilometer vor sich, stieg dann die Spannung immer mehr. Warum reiste man eigentlich nach München an, die im letzten entscheidenden Pflichtspiel mal eben Porto 6:1 wegfegte? Ich denke keiner im Auto oder im ganzen Fanblock, dachte wirklich an einen Sieg. Höchstens vielleicht einen lucky Punch in den ersten 90 Minuten zu haben und dann das Ding dann irgendwie runter zuspielen. Ein „tolles Erlebnis“ FCB wie jüngst der Trainer der Paderborner eine Partie mit dem Rekordmeister beschreibt, braucht nun wirklich kein Dortmunder. Daher spricht es für die Dortmunder Fankultur, dass man auch bei einem Spiel, bei dem man als klarer Außenseiter in die Partie geht, mit einer beachtlichen Anhängezahl zur Arroganz Arena anfährt. Oder wie es Arbeitskollege fragte: „Warum fährst du zu einem Spiel unter der Woche, um dir von den Bayern den Arsch versohlen zu lassen?“. Naja, das Märchen wurde ja bekanntlich anders geschrieben. Und daher war der Sieg auch umso süßer, zu wissen, dass man seinem Verein mit allen Strapazen beisteht, wenn die Niederlage eigentlich schon auf dem Papier steht. Und dann fährt man doch nach Berlin! MEGA! Berlin, Berlin wir fahren nach Berlin!… Ich verlier den Faden…
Aber eigentlich kann ich doch noch was kurz an dieser Stelle erwähnen. Die wieder zeigt, dass Borussia mit jedem Einzelnen, egal ob Kloppo oder Fan, eigene Geschichten schreibt.
Da ich bekanntlich Fußball-Schiedsrichter bin, hab ich mich mal auf Gut glück für das DFB-Pokal Finale um eine Schiedsrichterkarte im Februar diesen Jahres beworben (Natürlich gibt es auch hier immer mehr Nachfragen als Angebot). Da ich normalerweise nie was gewinne und sogar bei 50:50 Chancen das kurze Streichholz ziehe, hatte ich eigentlich mit nichts gerechnet. Im März dann war Auslosung kurz vor dem Dresden Spiel. Auf einmal im Junk Ordner des Emailkastens liegt die Zusage vom Berliner Fußball Verband für die Karte. Unter 450 Bewerber gab es eine von 150 Karten. Cool, ich hatte eine Karte für das Finale. Aber richtig freuen konnte ich mich nicht. Zwar ist das Pokal Finale immer ein erlebnisreiches Event, aber wenn der eigene Verein nicht mitspielt in Berlin, war es eben nur eine halbe Sache. Und gerade die Sorge über ein Finale Bayern gegen Wolfsburg war beständig. Wo ich mich fragte, ob ich mir das antun wollte. Also war ich erstmal interessiert, wie der BvB sein Ticket sichert. Und als dann der Gelsenkirchener die Pille an die Latte ballerte wurde mir so langsam klar, dass ich mit dem BvB im Berliner Olympia Stadion eins sein würde. Zwar waren es auch fantastische Touren nach London für CL Finale und auch 2014 das Pokalfinale im Sommergarten gewesen. Aber es ist einfach Wahnsinn jetzt live dabei zu sein. Was ist das bitte für eine Chance die Karte zugelost zu bekommen und der eigene Verein macht nach so einer Saison den Saisonabschluss mit Berlin klar? Einfach ein Klarmachverein!
Am Stadion angekommen, parkten wir erstmal für zehn Euro im Tiefgaragenparkplatz und zahlten natürlich erst bei Abfahrt, damit man noch schön viel Zaster erstmal in der Arena liegen lässt. Marketing Strategien sind neben Fußballtaktiken hier ebenfalls hoch im Kurs. Da kann man verstehen, dass das eine oder andere Mitglied aus dem Fanclub aus diesem Stadion fern bleibt. Am Stadion die restlichen Mitglieder, die per Zug anreisten getroffen, ging es ins Schlauchboot. Im Stadion war dann auch schon mal die Platzwahl völlig egal und wer gedacht hat, dass hier irgendwer in schwarz-gelb sitzt, war fehl am Platz. Natürlich waren mal wieder keine Getränke oder Essen auf den Zuschauerrängen erlaubt, dass dem Fernbleiben manch anderer ebenfalls erklärt. Manchmal frag ich mich, in welchen Dimensionen der FCB lebt. Der Gästeblock machte gute Stimmung über das gesamte Spiel und verteilte auch anfangs fleißig Fahnen, womit ein lebendiger Block entstand. Auf der Gegenseite warf man eine versemmelte Choreo einem vor die Füße. Mit „the real Badman and Robben“ wollte man auf den Torjubel von Auba und Reus gegen die Blauen im Derby anspielen. Das Robben nur eingewechselt gefühlt fünf Minuten und Ribery als Badman gar nicht spielte machte die Choreo neben dem nur schwer zuerkennenden Gotham City Hintergrund zu einem Witz. Anstatt die dritte Meisterschaft in Folge gebührend zu feiern oder den Blick auf Berlin zu richten, fällt einem nichts weiter ein, als an dem erklärten Erzfeind Dortmund zu sticheln. Traurig!
Zu dem Spiel will ich eigentlich nicht viel sagen, da es wohl auch jeder gesehen hat. Dass die Borussia das Ding glücklich gewann und auch anders hätte ausgehen können, ist, denke ich allen bewusst. Das Dortmund eigentlich 70 Minuten von dem Spiel verpennt hat und auch in der Verlängerung z.B. Aluminium rettete, können wir eigentlich schnell mal beiseite schieben. Und dann war ja da noch Gagelmann. Als Schiedsrichter muss man zu dem Spiel sagen, dass er das Spiel gut geleitet hat. Den einzigen Aussetzer hatte er beim Handspiel von Schmelzer. Das Ding war wohl ne klare Geschichte. Ich muss sagen, dass ich das Ding auch mit Fernglas nicht beurteilen hätte können, was wohl beim Gästeblock unter der Decke kein Wunder ist. Aber so ist das im Leben mit Fehlentscheidungen: mal gewinnt man und mal verliert man (Finale 2014). Wobei fraglich ist, ob der Strafstoß wirklich gefruchtet hätte, da wohl eher davon auszugehen ist, dass das Ding mit vollendeten Ausrutscher im Nachthimmel von Gotham München City gelandet wäre und als Signal für alle Superbayern rund um München funktioniert hätte. Aber es sollte nicht das einzige Mal an diesem Abend sein, dass der liebe Fußballgott ein Auge auf uns geworfen hatte und Gagelmann in dieser Situation beide zugedrückt hat. Dieses viermalige Verschießen mit Slap Stick Einlage beim Elfmeterschießen einer Profimannschaft wie den Bayern, ist denke ich einmalig und wird in die Annalen eingehen. Solche Spiele sind der Grund warum man Fußballfan ist und seinen Verein begleitet. So Situation zu erleben, wenn der Block ausrastet und nicht fassen kann was da grad abgeht. Aber neben dem Versagen eines Teams darf auch nicht unbeachtet gelassen werden, dass gleichzeitig eine souveräne, konzentrierte und ungläubig Ruhe ausstrahlende Leistung von Mitch Langerak zum Sieg beigetragen hat. Neben dem Halten vom Schuss des verlorenen Sohnes, auch die vielen Paraden schon während der 120 Minuten. Das kam schon fast an Halbgott Neuer. Ich hoffe die Verantwortlichen haben schon mal Mitch auf der Rechnung als nächster Stammtorhüter. Warum immer einkaufen? So ein klasse Kerl, der seine Person und Leistung immer in den Dienst der Mannschaft gestellt hat, kann eine neue Personifizierung Dortmunds als Leistungsträger darstellen. Allein auf dieser Position wird es interessant, wie Tuchel mit einem Sympathieträge wie Mitch und damit der Dortmunder Anhängerschaft umgehen wird. Puuh, ganz schon über den Tellerrand geblickt, um mal im Sprachgebrauch eines für die meisten bekanntes Blättchen zu bleiben.
Naja, nachdem Spiel versuchte man aus der Tiefgarage zu entkommen. Natürlich ging das nicht so einfach. Man bezahlt nicht einfach ein Ticket am Automaten oder so was. Nein! Nachdem ich mich einer Stadionkarte von vor zwei Jahren mal endlich entledigen und Restguthaben entgegen nehmen konnte, wurde mir fast schon am Auto befindend gesagt, dass ich die Karten dann nochmal bräuchte um mit Guthaben mich aus der Tiefgarage hinaus zu quetschen. Also wieder zurück an den Schalter, Karte schnappe und wo war das Auto jetzt nochmal? Mit Casi auf der Suche nach dem Auto im Einheitsbau, der lediglich als P2 als Ganzes ausgewiesen war. Hilfreich! Naja die Suche machte keinen zeitlichen Unterschied. Wir waren sowieso vom Verkehr noch gefangen. Ließen es uns aber bei einer prickelnden Flasche Sekt und Hupkonzerten die Nacht versüßen. Nachdem wir dann fast einer CO2 Vergiftung im Parkhaus erlagen, gings auch schon wieder auf die Autobahn. Da in unserer Richtung die Autobahn schön frei war, freute ich mich auf eine sechs stündige Heimfahrt bei erstmal Eintönigen 200 bis 300 km nach Stuggi. Von 24 Uhr an. Dolle! Was macht nicht alles für die Borussia! Aber sie zahlt es auch einem verdammt geil zurück!! Zwischen drei, vier Uhr musste ich doch vor der Müdigkeit kapitulieren und die liebe Nicole übernahm das Steuer. Auch hier noch mal ein fettes Dankeschön für die restliche sichere Heimfahrt. Die zwei anderen Mitfahrer versteckten sich schlauerweise hinter Bierflaschen, was aber so abgesprochen war. Um sechs Uhr früh wieder in Heusweiler ging es für unsere Kampftrinker in die wohl verdienten Betten. Fahrer und Ersatzfahrer hatten jedoch die Schichten vor sich und ich für meinen Teil machte mich auf den Weg zur nächsten Tanke um noch mal voll zu tanken und den Weg auf die Schaff anzutreten.
Was bleibt abschließen zu sagen? Die Jungs haben es mal wieder geschafft etwas Unmögliches Möglich zu machen. Bezeichnend auch für Jürgen Klopp als Motivator so eine Mannschaft in eine Berlin-Aufbruchsstimmung zu verzaubern, dass noch nicht mal vor den Super Bayern halt gemacht wird. Da wird jemand als Trainer fehlen, dessen Position so fürs erste nicht zu ersetzen ist. Aber noch sind wir nicht am Ende der Abschiedstournee. Lasst uns Berlin rocken, den Pokal einpacken und von Klopp auf dem Borsigplatz als Abschiedsgeschenk auspacken.
In diesem Sinne,
Forzà BvB!
Euer geliebter Schiri